13 Lebensbereiche in einem Pflegeprozess

Der Pflegeprozess in unserem Hause wird von dem Modell der AEDL (Aktivitäten und existentiellen Erfahrungen des Lebens) nach Monika Krohwinkel geleitet. Grundlage dieses Modells bilden 13 Lebens- bereiche, die es dem Pflegenden ermöglichen sollen, sich ein umfassendes (ganzheitliches) Bild über die Bedürfnisse und Ressourcen (gesunde Anteile) der Bewohner zu verschaffen.

Es beginnt bereits bei der Aufnahme, beim Einzug, eines Bewohners, einer Bewohnerin mit einer ausführlichen Informations-Sammlung, der Pflege- anamnese. Die Pflegekraft arbeitet hierbei eng mit den Pflegenden und deren Angehörigen zusammen. So entsteht für jeden neuen Bewohner von Anfang an ein individueller Pflegeplan. Die 13 Lebensbereiche sind:

- kommunizieren
- sich bewegen
- vitale Funktion des Lebens aufrecht erhalten
- sich pflegen
- essen und trinken
- ausscheiden
- sich kleiden
- ruhen und schlafen
- sich beschäftigen
- sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten
- für eine sichere Umgebung sorgen
- soziale Bereiche des Lebens sichern
- mit existenziellen Erfahrungen des Lebens umgehen.

Das Vorgehen nach der AEDL identifiziert sehr genau und persönlich die behandlungspflegerischen Bedürfnisse der neuen Bewohner. Und macht psychische und soziale Erfordernisse für pflegerisches Handeln sichtbar. 

Oberstes Ziel hierbei ist stets die ganzheitliche Betreuung durch den Blick auf den Menschen als Ganzheit mit einer individuellen Persönlichkeit und Biographie. Bei seinem Einzug in unser Haus soll sich jeder einzelne Mensch willkommen und in seinem Wesen angenommen fühlen. Er soll hier ein neues Zuhause finden, das seinen Bedürfnissen und Gewohnheiten wertfrei Rechnung trägt. Und das ihm in taktvoller Weise die Unterstützung und Förderung bietet, die er benötigt und wünscht.

Neben der Pflegeanamnese ist die Erstellung eines Biographiebogens der zweite Schritt im Pflegeprozess. So wird die Basis für ein von Vertrauen und Verständnis getragenes Verhältnis geschaffen. Antworten auf die Fragen nach den Ursachen von Verhaltensweisen, Wertvorstellungen, Interessen und Vorlieben, Ängsten und Abneigungen, sind häufig in der Lebensgeschichte der Bewohner zu finden. Insbesondere die Kontakt- aufnahme zu dementen Bewohnern kann durch Kenntnis der persönlichen Lebensgeschichte sinnvoller gestaltet werden.

Die Erstellung des Biographiebogens beginnt in den ersten Wochen nach dem Einzug und setzt sich über die gesamte Lebenszeit in unserem Haus fort. Auch hier stehen die Wünsche des Menschen im Vordergrund. Es ist deshalb selbstverständlich, dass ihm die Pflegenden mit Respekt und Einfühlungsvermögen begegnen und seine Grenzen akzeptieren.

Anhand der Pflegeanamnese wird innerhalb der ersten Woche ein individueller Pflegeplan erstellt. Pflegerische und psychosoziale Probleme (kranke Anteile) und Ressourcen (gesunde Anteile) werden nach dem Prinzip des AEDL zunächst erfasst und dokumentiert. Anschließend werden individuelle Pflegeziele formuliert, die sich auf die rehabilitative, aktivierende und integrative Wirkung von Pflege beziehen.

Der dritte Schritt der Pflegeplanung ist die Festlegung und Dokumentation der zum Ziel führenden Maßnahmen. Sie werden so dokumentiert, dass jede Pflegeperson die geplante Pflege verstehen und ausführen kann - sofern sie dafür qualifiziert ist. Geplante Pflege heißt, dass Pflegende sich bewusst mit der Wirkung ihres Tuns auseinandersetzen. Dies ist eine sehr wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Pflege und Betreuung und gleichzeitig Folge der Dynamik des Pflegeprozesses.

Neben der Pflegeplanung, die fortlaufend überprüft und aktualisiert wird, führen wir in unserem Haus einen Pflegeverlaufsbericht. Er dokumentiert den Erfolg der Pflege ebenso wie akute Veränderungen oder Rückschläge. Die Pflegenden halten im Bericht - von Schicht zu Schicht geführt - sämtliche Aspekte ür den erfolgreichen Verlauf der Pflege fest. 

Wir dokumentieren damit die Wirkung der Pflege und schaffen eine Grundlage für die gezielte Anpassung - falls erforderlich. Diese vier Phasen des Pflegeprozesses gehen fließend ineinander über. So spiegelt der Prozess die Dynamik und den Wandel des menschlichen Daseins wieder.

Sich dieser Dynamik bewusst zu sein und ihr Rechnung zu tragen, ist Aufgabe der Pflegenden.